Bettina Riedmann hat keine Probleme mit Lustenaus teilweise konfuser Hausnummerierung. Sie kennt wahrlich jeden Winkel ihrer Heimatgemeinde. Seit 33 Jahren bringt sie den Lustenauerinnen und Lustenauern die Post ins Haus – in guter alter Manier mit Postlerrad und Muskelkraft. Und verbraucht allein dafür drei Paar Schuhe pro Jahr. Ihren Beruf liebt sie vor allem deshalb, weil er ihr täglich schöne Begegnungen mit den Menschen beschert. Davon zehrt sie. Ihr Postbezirk, den sie zu verantworten hat, so sagt sie, „ist wie Familie für mich.“ Dabei ist ihr herzhafter, unüberhörbarer Gruß schon fast so etwas wie ihr Markenzeichen: „Ich habe immer schon alle gegrüßt und freue mich über jedes Wort, das ich mit jemandem wechsle und über jedes gemeinsame Lachen.“ Ihr Lebensmotto: „Wer freundlich ist, bekommt Freundlichkeit zurück.“ Nachsatz mit Augenzwinkern: „Zumindest fast immer.“ Lieblingsplätze hat Bettina Riedmann viele: „Eigentlich mag ich es überall in Lustenau. Ich bin stolz, eine Lustenauerin zu sein. Ich könnte nie woanders leben, das brächte ich nicht übers Herz.“ Kein Wunder, dass sie bereits Heimweh bekommt, sobald sie den Kirchturm nicht mehr sieht. Den Platz beim Bildstöckle in der Nähe des Hundianer-Platzes hat sie deshalb für uns ausgesucht, weil hier ihre im letzten Jahr verstorbene Mama noch sehr präsent ist: „Bei diesem Bildstöckle haben wir während unserer gemeinsamen Spaziergänge oft eine Rast gemacht. Weil hier viele Leute vorbeikommen, war das immer ein guter Ort für Begegnungen und zum Kommunizieren. Wenn ich diese Wegstrecke laufe, ist das, als ob die Mama mitläuft.“ Das Ried möge sie generell, das sei Heimat und erinnere sie an alte Geschichten: „Als Kinder sind wir immer ans ‚Bierkoseeoli‘ und haben dort ‚Fröschli‘ gesammelt, um sie mit nach Hause zu nehmen.“ Nur wenn Bettina ihrer großen Leidenschaft, dem Wandern, nachgehen will, muss sie sich wohl oder übel doch aus Lustenau hinausbewegen. Das sei es ihr wert, sagt sie, in den Bergen erlebe sie wahre Erfüllung. Ja, laufen könne sie ewig, zehn Stunden seien kein Problem. Im Gegenteil: „Einen Tag wandern, das gibt mir Kraft für eine ganze Woche! Wenn ich auf einem Gipfel bin, geht mir das Herz auf. Das ist das Schönste.“ Vor allem, wenn sich dabei das Panorama auf Lustenau eröffnet – eh klar.«

Mein Ort: Bildstöckle im Ried