Augenblick verweile: Konrad Hämmerle
In unserer Serie porträtieren wir Menschen aus Lustenau an ihren Lieb- lingsplätzen und fragen sie, was sie sonst noch so „fürs Leben gerne tun“.
Herzblut ist Trump!
Die Lustenauer Tracht hat er sich in Second-Hand-Läden zusammengesucht. Ok, es ist keine waschechte, aber optisch doch nah am Original. Dieses Outfit sei auch nicht unbedingt dem Fototermin geschuldet, im Traditionsgewand fühle er sich generell wohl. „Außerdem ist man automatisch schick angezogen, oder?“ Schmunzeln. Konrad Hämmerle ist 25 Jahre alt, aufgewachsen in Lustenau, wohnt derzeit in Wien und macht in St. Pölten seinen Master in Digital Marketing. Ausgebildeter Grafikdesigner ist er bereits und vor drei Jahren hat seine Idee eines eigenen, „richtig vorarlbergerischen“ Jasskarten-Büschels Fahrt aufgenommen. Mittlerweile hat sein Projekt fast schon Nebenjob-Qualität, insgesamt sind bereits mehr als 6000 Päckchen Jasskarten über die Ladentheke gegangen. Wie kam’s? „Ich hab‘ früher viel mit der Oma gejasst und mag das Jassen bis heute. Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass wir in Vorarlberg mit dem einfachdeutschen Salzburger Blatt spielen“, so Konrad. Der kunstaffine Illustrator beschließt, im Rahmen seiner Diplomarbeit zehn Vorarlberger Jasskarten-Motive zu entwerfen, reüssiert und verlagert sodann den Rest der Geschichte in die Freizeit. Zwei Jahre investierte er insgesamt in Recherche und Illustration, mit dem Ziel, Eichel, Schelle, Herz und Laub durchgängig mit Vorarlberger Motiven zu bebildern. Mit historisch Bedeutsamem aus dem Mittelalter, einer fairen „Männle-Wible“-Verteilung und einem guten Mix an regionalen Besonderheiten. Natürlich fehlt auch der Lustenauer Bezug nicht, neben Wappen und Schiiboschlacho hat auch das Steäckowiibli Einzug ins Büschel gefunden. Inzwischen sind die Karten neu gemischt und bereits da und dort am Wirtshaustisch im Einsatz. Dem jungen Lustenauer war und ist es ein Anliegen, dass Tradition nicht die Moderne sticht, sondern vielmehr beides sich ergänzen darf. „Deshalb zwar der altmodische Touch mit den Trachten, gleichzeitig fügt das Vektorisieren am Computer dem Ganzen eine zeitgenössische Komponente hinzu.“ Und was macht Konrad, wenn er grad nicht jasst, nicht studiert, weder Stift noch Maus in der Hand hält? „Dann nütze ich die Zeit zum Inline-Skaten, schaue mich um, was es an Kunst und Design Neues zu entdecken gibt, oder ich bin auf Festivals anzufinden.“ Außerdem schwebe ihm seit längerer Zeit vor, eine Begleitlektüre zu den Jasskarten zu realisieren, um über die Hintergründe der Kartenmotive aufzuklären. Und ein zweites, noch nicht spruchreifes Projekt habe er auch im Köcher. Herzblut ist Trumpf!
Lieblingsplatz Gasthaus Lamm, weil ... „dies ein altes, geschichtsträchtiges Haus ist, das ich mit vielen positiven Anlässen, die wir hier als Familie gefeiert haben, verbinde. Außerdem finde ich es toll, dass es so etwas Uriges wie dieses Rheintalhaus noch gibt. Und natürlich: weil in Gasthäusern wie diesem noch gejasst wird und so die Stammtischtradition erhalten bleibt.“