Ganz Lustenau im Fußballfieber

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Egal, ob es regnet oder die Sonne scheint, das Adrenalin und die Begeisterung im Reichshofstadion sind unvergleichlich, die Stimmung elektrisierend und zieht in ihren Bann. Wichtige Akteure dieses Zustandes sind Austria-Trainer
Markus Mader (Jg. 1968) und „Fußballer des Jahres“ Pius Grabher (Jg.1993).

Sport als Markenbotschafter

Schon beim Betreten des Stadions spürt man die Energie, die von den tausenden Fans ausgeht, die kommen, um „ihre“ Bundesligamannschaft anzufeuern. Grün-Weiß dominiert die Umgebung und weckt Stolz und Zusammengehörigkeit. Im Austria-Dorf im Stadion versammeln sich auch jene, die nicht von Haus aus fußballverrückt sind. Bei einer köstlichen Stadionwurst treffen sich Kenner und Laien und lassen ihren Emotionen freien Lauf.

„Fußball bringt die Menschen zusammen und der Erfolg der Austria trägt die Marke Lustenau nach Österreich hinaus“, weiß Markus Mader. Das runde Leder begleitet ihn schon von klein an, nach seiner aktiven Zeit stieg er sofort ins Trainergeschäft ein und führte nun seine Austria in die Bundesliga. Dem Erfolgstrainer ist klar: „Aktuell werden wir für Siege gefeiert. Allerdings kann sich das Blatt schnell wenden und du wirst verrissen, wenn es mal nicht so gut läuft. Wahre Fans stehen auch in schlechten Zeiten hinter ihrer Mannschaft. Unsere ehrenamtlich Helfenden und unsere Fans sind Goldes Wert!“

Wir trafen die beiden vor dem Training zum Doppelgespräch.

Welche Eigenschaften benötigt ein Spieler?

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Markus Mader: „Ein guter Charakter ist entscheidend, nicht der Fokus auf Statussymbole. Unsere jungen Spieler
sollten sich zu 100 % auf das Spiel konzentrieren, nicht auf finanzielle Aspekte. Alles andere, einschließlich Gehalt, kommt später. Sie dürfen nicht verwöhnt sein, da andere Vereine unterschiedliche Infrastrukturen und Trainingsplätze bieten.“

Pius Grabher: „Mentale Stärke. Als ich jung war, habe ich mir selber sehr viel Druck gemacht. Die Ziele sind hoch und man hemmt sich nur selbst. Mittlerweile kann ich Situationen gut einschätzen – dank Kollegen und Familie erhalte ich einen freien Kopf. Erfahrung und Gelassenheit sind hilfreich.“

Ihr Führungsstil/Arbeitsstil?

Markus Mader: „Im Prinzip sehr menschlich. Ich bin nicht diktatorisch, wir haben ein Trainerteam, das sehr gut funktioniert und arbeiten gut mit den Spielern zusammen. Das sind alles Menschen und keine Maschinen.“

Pius Grabher: „Ab einem gewissen Niveau des Profisportes ist der Kopf das Wichtigste – denn auf diesem Level sind alle körperlich gut trainiert. Mentale Stärke ist Trumpf – wir machen uns nicht zu viel Gedanken, was schieflaufen kann. Ich fokussiere auf das Positive. Ich war lange gefangen in der zweiten Liga, immer knapp davor – und nun, relativ spät, mit Ende 20 – endlich in der Bundesliga. Das gibt mir eine gewisse Gelassenheit und Demut – ich sehe jedes Spiel als Geschenk und ich genieße es!

Wie bewältigen Sie Erfolgsdruck?

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Markus Mader: Man muss mit Druck leben können, als Profifußballer wie als Trainer. Es geht um Existenzen, man muss erfolgreich sein, um in der Liga zu bleiben. Unser Credo ist: Gut vorbereitet zu sein, die Spieler zu unterstützen – so haben wir uns nichts vorzuwerfen. Man muss auch einmal akzeptieren, dass der Gegner besser war als wir.

Pius Grabher: „Der persönliche Druck ist hoch. Es ist viel im Kessel und geht um Existenzen. Wir haben die Möglichkeit, von Psychologen und Mentaltrainern begleitet zu werden, aber auch Partner, Familie und Freunde sind wichtige Ratgeber.

Wie bauen Sie eine positive Teamdynamik auf?

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Markus Mader: Das leisten die Spieler selbst: Wenn die Kabine passt, fällt vieles leichter. Gruppenbildung ist verpönt, Neuzugänge werden eingeführt – und es liegt an jedem selbst, was er aus der Situation macht. Manche integrieren sich rascher, andere langsamer.

Pius Grabher: „Trotz sprachlicher Barrieren ist das Verständnis innerhalb des Teams hoch, was durch unseren französischsprachigen Athletiktrainer unterstützt wird, der als Dolmetscher fungiert. Außerhalb des Spielfelds stärken gemeinsame Ausflüge und Unternehmungen die Kameradschaft. Dieses erfolgreiche Miteinander hat in den letzten zwei Jahren hervorragend funktioniert und trägt maßgeblich zu unseren Erfolgen bei. Unsere auswärtigen Spieler fühlen sich in Lustenau sehr wohl!“

Gemeinschaftsgefühl reloaded!

Der Weg zum Stadionneubau ist geebnet, aber auch im derzeit noch alten Umfeld ist die Atmosphäre elektrisierend, wenn die Spieler das Spielfeld betreten – ein Gänsehautmoment. Während des Spiels erleben Zuschauer:innen ein Gefühlschaos, sie jubeln, zittern und leiden gemeinsam. Diese Magie, diese Gemeinschaft ist es, die das Stadionerlebnis so einzigartig macht. Selbst wildfremde Menschen vereint die Liebe zum Verein und zum Sport. Diese gemeinsamen Emotionen bleiben – bis zum nächsten Heimspiel – unvergessen. Das Fußballfieber packt alle! Viel Erfolg!