Luschnouar Wandrhänna und ein Hof voller Ideen
Ein Besuch auf „Nußis Hof“ bereitet tierisches Vergnügen. Das wissen mittlerweile Hunderte Kinder, die hier schon die Ställe inspizieren durften, gemeinsam mit Hofherrin Carmen Schafwolle zu Mäusen, Schlangen und Decken filzten oder den glücklichen Hühnern ihre Eier stibitzten.
Auf Tuchfühlung mit der Landwirtschaft
Weder Carmen noch Manfred Nußbaumer sind auf einem Bauernhof aufgewachsen, man stieg also damals quer ein. Damals, das war im Herbst 1991, als der Stall nahe der Scheibenstraße – inzwischen „Nußis Hof “ – endlich bezugsbereit war und man mit zwei Pferden und zwei Schafen startete. Maßgeblich am Gelingen und an der guten Entwicklung des Projekts beteiligt war von Beginn weg Carmens Vater Heinz Waldhart. „Ohne seine Hilfe wär‘ das alles nicht möglich gewesen“, so seine Tochter. Ein Bauernhof-Idyll mit jeder Menge Entfaltungsspielraum für unkonventionelle Ideen zu schaffen, das war seit jeher ihr Kindheitstraum. Und weil sie sich immer auch schon für Elementarpädagogik interessiert hatte, baute sich Carmen erstmal ein Standbein mit Filzkursen, Reitstunden und Bauernhof-Geburtstagen für Kinder auf. Das Filzen erlebte einen regelrechten Hype, ihre Filzpatschen und Hüte sind bis heute allseits beliebt. Inzwischen füllen ihre Kreativangebote auch einen großen Teil des School-Is-Out-Sommerferienprogramms von Lustenau. Ebenso ist Nußis Hof ein gern genutzter Standort für das bundesweite „Schule-am-Bauernhof “-Projekt, das Kindergärten und Schulen einlädt, auf Tuchfühlung mit der Landwirtschaft zu gehen. Carmen: „Zu zeigen, woher Milch, Eier und Fleisch kommen, scheint mir wichtiger denn je. Es gibt auch hierzulande Kinder, die nicht wissen, dass in ihren Chicken Nuggets ein Hennele steckt.“
Ver-rückte Hühner
Nußis Hof ist eine reine Familienangelegenheit, bei der sich bislang alle Beteiligten im Nebenjob-Modus einbrachten. Sohn Alex will das nun ändern, indem er die nötigen Voraussetzungen schafft, den Hof in einen Vollerwerbs- Betrieb zu führen. Neben 60 Schafen, die Fleisch und Wolle liefern, setzt er auf zwei mobile Hühnerställe mit derzeit 900 glücklichen Hühnern: „Durchschnittlich legen sie 800 Eier, je jünger die Hennen, umso mehr“, gibt uns Alex eine Einordnung. Apropos Einordnung: Jeden Tag wird mit Hilfe der Sortiermaschine Ei für Ei abgewogen und nach Größe geordnet. Aber auch die Sonderlinge, gerillte, torpedoförmige, kugelrunde oder Winzlinge werden in den Verkauf gegeben. Alex: „Im Supermarkt hätten sie keine Chance. Wir bieten sie in einer Kilobox an, das nehmen die Leute gut an.“ Der Jungbauer führt nun also im großen Stil fort, was Mama Carmen vor 15 Jahren mit einem überschaubaren Hühnervolk, „regiert von einem bösen Gügalar“, begann. Die zwei Stallwagen werden wöchentlich versetzt – immer dorthin, wo das Gras gerade am frischesten ist. „Natürlich bedeutet ein mobiler Stall mehr Arbeit, aber ganz abgesehen von der höheren Eierqualität ist es sowohl für das Tierwohl als auch den Boden besser, wenn man die Hennen wandern lässt“, so Alex, dem ganz sicher kein Kunstdünger aufs Feld kommt.
Kükenalarm in der Schule
Auch Carmens Tatendrang ist ungebrochen. So verfolgt sie unter anderem ihr eigenes Bruthennen-Projekt. Dabei leiht sie ihre Brutkästen an Schulen und Kindergärten aus. Bald nachdem die Küken geschlüpft sind, holt sie diese zurück. Die Kinder sind eingeladen, jederzeit vorbeizuschauen und den Küken beim Aufwachsen zuzuschauen. In Lösungen abseits der Norm zu denken, das ist Carmen ein Anliegen. Gerade auch im Hinblick auf ihren Anspruch, Tiere komplett zu verwerten. So verkauft sie nicht nur das Lammfleisch, die gute Wolle wird nach wie vor für Filzkurse und Verkaufsartikel verwendet, die schmutzige als Dünger für Garten und Hochbeete angeboten. Ein weiteres Steckenpferd ist ihr Hofladen, der neben Woll- und Filzprodukten, Milch, Eiern und Lammwürsten auch saisonale Gustoprodukte im Sortiment führt. Mit Nußis gesunden Hofprodukten kann man sich im Übrigen auch via Automat im Binsenfeld eindecken. Und wer im Freigeist zu Gast ist, bekommt mitunter ebenso Nachhaltiges von Nußis Hof serviert. Carmen: „Es wäre schön, wenn es mehr Restaurants wie den Freigeist gäbe, die auf Regionalität und Saisonalität setzen.“ Das Lokale, Naturnahe und die artgerechte Haltung liegen Carmen und ihrer Familie seit jeher am Herzen. Den Tieren auf ihrem Hof soll es gut gehen und damit das so bleibt, würden die „Nußis“ gerne noch einen Appell absetzen: „Man würde nicht meinen, was für Tiere alles tödlich sein kann. Zum Beispiel warmer Grasschnitt. Wir bitten deshalb sehr darum, auch kein Brot und keine Äpfel, keinen Biomüll, Salat oder alte Chrömli ungefragt auf unserer Wiese zu entsorgen!“
Angebote an Nußis Hof:
Projekt „Schule am Bauernhof “ für Kindergärten, Schulen und alle Interessierten, Steppdecken-Nähkurse,
Filzworkshops, Geburtstagspartys.
Eigene Produkte: Freilandeier von Luschnouar Wandrhänna, Lammfleisch vom Berg- und Kamerunschaf, Filzprodukte und Naturdünger.
Standort Selbstbedienungsladen: vis à vis Scheibe 102, Lustenau
Kontakt: 06644507343, nussbaumer_alex@gmx.at