Schlaflos in Lustenau: ein Bäckerleben
Der Geruch ist leider nicht in Worte zu fassen, aber jede und jeder hat vermutlich prompten Speichelfluss beim
Gedanken an den Duft ofenfrischen Brotes. Und wenn man dann noch die Kipferl, Zöpfe und Nussschnecken
in die Nase bekommt, sind sämtliche Beißhemmungen weg. Sofort.
Um mit Bäckern reden zu können, muss man früh raus und man schämt sich beinahe, um halb sieben am Morgen noch zu gähnen. Da haben die meisten Brotmeister bereits eine lange Arbeitsnacht hinter sich und planen ein paar Stunden Schlaf ein. Viele sind’s nicht.
Geknetet und gebacken
Geknetet und gebacken wird meist ab Mitternacht, und wenn die duftende Vielfalt an Salzigem und Süßem dann draußen im Laden oder bei den Vertriebspartnern angekommen ist, ist der Tag für die Bäckermeister noch lange nicht zu Ende. Tonnen von Mehl, Butter, Gewürzen und Samen müssen – meist regional – bestellt und gelagert werden. Nicht zu reden vom Personal- und Rechnungswesen. Wer einen Blick hinter die Kulissen werfen darf, begreift sofort, dass gutes Backwerk einen anständigen Preis haben muss.
Aber was ist gutes Brot? Warum schmeckt es beim Bäcker einfach besser? Das Handwerk macht den Unterschied. Es sind eben nicht nur Mehl, Wasser, Hefe und Salz, aus denen Brot besteht, es gehört viel Handarbeit dazu und Erfahrung. Dazu kommt: In jeder Backstube sind bestimmte Hefen und Enzyme in der Luft, die Einfluss auf die spezifische Qualität haben.
Einige Bäcker, die selbst vor Ort gutes Brot herstellen
Das Mischungsverhältnis, auch die Knet- und Ruhedauer, Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind entscheidend für das Endprodukt. Ganz speziell wird’s bei der Süßware: Welche Zutaten und Gewürze in welchem Verhältnis in den Hefeplunder oder Blätterteig kommen, ist ein gut gehütetes Geheimnis.
Beim berühmten Lustenauer Käsdonnola ist es genau umgekehrt: Die Zutaten sind eigentlich kein Geheimnis, und dennoch schmeckt das über die Ortsgrenze weithin bekannte Käse- Zwiebel-Gebäck bei jedem Bäcker etwas anders.
Jedenfalls herrscht in Lustenau kein Mangel an Gebackenem aus eigener Handwerksproduktion. Im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden gibt es noch einige Bäcker, die selbst und vor Ort gutes Brot und Gebäck herstellen. Ohne auf die berüchtigten Einheitsteiglinge der Industrie allzu fest hinhauen zu wollen: Man schmeckt den Unterschied.
Vier Fragen an die Bäcker
1. Wann fängt dein Arbeitstag an? Wie viel Schlaf bekommst du?
2. Bist du ein Süßer oder ein Salziger?
3. Was ist deine Spezialität?
4. Wie schaffst du die Zeitumstellung, wenn du frei hast?
PEPE’S BACKSTÜBLE
Peter Pregler (52) verheiratet, 4 Kinder (11 bis 35), Familienmensch und Motorradfahrer auf seiner bewährten Yamaha R1
1 Um 19 Uhr, ich schlafe 4 bis 5 Stunden pro Tag.
2 Salzig
3 Schweizer Pärle nach unserem Spezialrezept
4 Ich habe kein Problem mit der Umstellung, das geht schnell.
Rund drei Tonnen Vorarlberg Mehl verarbeitet der Bäckermeister mit seinen 16 Mitarbeiter:innen pro Woche zu rund 20 Sorten Brot. Für das berühmte Schweizer Pärle nimmt er sich viel Zeit: Der Teig wird eiskalt verarbeitet, zweimal zusammengeschlagen und darf nach ausgedehnter Ruhezeit bei 280 Grad in den Ofen. So halten die Pärle mühelos auch ein paar Tage frisch. Die einzige Bäckerei in Lustenau mit eigener Konditorei ist auch in Sachen Feinbäckerei meisterlich. Konditor-Lehrling Anna Ender hat den Landeslehrlingswettbewerb 2023 gewonnen. Was vom Tag übrig bleibt, wird an Tischlein Deck Dich abgegeben.
Jahnstraße 22
+43 5577 84835
office@pepes.at
DORFBECK
Ahmet Sisman (32,) in Erwartung einer Hochzeit, Bäcker seit 17 Jahren, seit 1 Jahr der Dorfbeck, ist Karate-Enthusiast mit schwarzem Gürtel
1 Ich arbeite 24 Stunden, um Mitternacht gehe ich in die Backstube.
2 Salzig
3 Köfte und Hot Dog Brötle, selbst entwickelte Burger Brötle
4 Ich reise gern und die Umstellung fällt mir leicht.
Zwei Bäcker verarbeiten am Traditionsstandort im Dorfzentrum rund 1,5 Tonnen Mehl pro Woche zu 50 bis 60 Sorten Gebäck. Ahmet beliefert neben Supermärkten und Hotels auch Kinderkrippen und Spielgruppen. Eine Besonderheit sind seine selbst entwickelten Burger Brötle – die Buns werden an lokale Restaurants geliefert und bilden dort die Basis für saftige Hamburger-Spezialitäten. Der unermüdliche Bäckermeister arbeitet ständig an neuen Kreationen und setzt zunehmend auf Dinkelmehl aus der Region.
Roseggerstraße 7 & Rotkreuzstraße 32a
+43 5577 82318
info@dorfbeck.at
www.dorfbeck.at
HOFERBECK
Timo Hofer (46) verheiratet, 2 Kinder (21 und 28), fährt Motorrad (Suzuki 650), alleine oder mit seinem Schwager
1 Mein Arbeitstag beginnt meistens um Mitternacht, 4 bis 5 Stunden Schlaf in 2 Etappen.
2 Bin ein Süßer
3 Schwarzes Pärle und Opa Alberts Käsdönnola
4 3 bis 4 Tage brauche ich schon zur Umstellung.
Der Hoferbeck verarbeitet in fünfter Generation mit 4 Mitarbeitern 700 bis 800 kg Mehl pro Woche zu 30 bis 40 Sorten, süß und salzig. Timo rührt seine Teige aus eigenen Mehl-Mischungen an und pflegt auch ein eigenes Anstellgut für Sauerteigbrot. Sein Balancebrot ist z.B. hefefrei und dank langer Teigführung sehr bekömmlich. Auch der „Tessiner“ mit Urdinkel aus Vallemaggia ist eine der vielen Spezialitäten des Hauses. Weithin bekannt ist der Luschnouar Käsdönnola nach Opa Alberts Originalrezept mit 90% Ländle-Zutaten. Die gehaltvolle Pizza- Konkurrenz gibt es auch tiefgekühlt in SPAR Filialen und auch im eigenen Automat in der Quellenstraße.
Maria-Theresien-Straße 19
+43 5577 62933
beck@hoferbeck.at
Hervorragendes Brot hat auch:
BECK KAINZ
Pontenstraße 9
Tel. 0043 5577 62362
office@beck-kainz.at
www.beck-kainz.at
BÄCKEREI WUND
Steinackerstraße 27
+43 5577 82683
kontakt@wundbrot.at
www.wundbrot.at
BÄCKEREI WUND
Steinackerstraße 27
+43 5577 82683
kontakt@wundbrot.at
www.wundbrot.at
3 x MANGOLD
Maria-Theresien-Straße 5
Tel. 05577 62911
Avanti, Bahnhofstraße 8
Tel. 05577 84300
Bahnhof
Hagstraße 20
Tel. 05577 84005