Augenblick verweile
In unserer Serie porträtieren wir Menschen an ihren Lustenauer Lieblingsplätzen und fragen sie, was sie sonst noch so „fürs Leben gerne tun“.
Andrea Butterweck
Sie ist eine „Feuerfrau“ und der Name ist Programm. Denn wenn Andrea Butterweck für etwas brennt, dann so richtig. Vom Buchtitel „Woman on Fire“ hat sich die Anfang-Fünfzigerin inspirieren lassen und nimmt mit der Initiative „Feuerfrauen“ die Intention des Buches auf: einen aufklärenden und positiven Blickwinkel auf die Wechseljahre zu richten. Nachdem Andrea Butterweck aus eigener Erfahrung weiß, wie sehr diese wichtige Zeit im Leben einer Frau tabuisiert wird, hat sie intensiv recherchiert und ihre Gesundheit selbst in die Hand genommen. Damit sei der Wunsch immer drängender geworden, das gewonnene Wissen zu teilen und ein Netzwerk zu gründen. Mit „feuerfrauen_ vorarlberg“ ist sie im April 2023 an den Start gegangen, hat einen Stammtisch ausgerufen und siehe da: Die Frauen kamen. Mittlerweise umfasst die Gruppe knapp 30 Teilnehmerinnen, die sich digital und je nach Zeit und Lust auch beim Stammtisch treffen. „Wir Feuerfrauen wollen uns gegenseitig informieren, austauschen, vernetzen“, sagt die Initiatorin. Der Redebedarf sei riesig. Denn vielen ginge es so wie ihr: „Man merkt plötzlich, dass sich Dinge verändern und kann auf nichts zurückgreifen, weil man sich davor nie mit dem Tabuthema Wechseljahre beschäftigt hat. Schnell fühlt man sich auf sich selbst zurückgeworfen, wenn man den wahren Ursachen von Beschwerden auf den Grund gehen will. Mein Ziel ist es, möglichst vielen Frauen eine Aufklärung zu ermöglichen, denn es gibt Hilfe für jede Frau“, erklärt die Wechseljahre-Aktivistin. „Bereits ab 40 kann der sinkende Hormonhaushalt Beschwerden verursachen. Wenn diese Beschwerden aber nicht mit den Wechseljahren in Verbindung gebracht werden, verstreicht mitunter wertvolle Zeit, bis die Frauen adäquate Hilfe bekommen.“ Die Resonanz bestätigt ihr, dass es ihre Initiative jedoch nicht nur aus Gründen des Wissenstransfers braucht: „Wiederholt bekomme ich die Rückmeldung, dass es den Frauen allein durchs Reden schon besser geht, weil sie sich nicht mehr allein fühlen. Und erleichtert feststellen dürfen, doch nicht „närrsch“ zu sein.“ Herzensfeuerfrau Andrea Butterweck, hat – wen wundert’s – aber noch weitere Leidenschaften im Gepäck. Neben dem Tauchen ist es die Sammellust, der sie zusammen mit ihrem Ehemann Marcel seit bald zwei Jahrzehnten frönt: Die gemeinsame Playmobilsammlung – mit zehntausenden Teilen eine der größten Österreichs – hat sich unter „PlayHistory“ einen Namen gemacht. Das ungewöhnliche Modellbau-Projekt lässt Historie in Miniatur erleben und erzählt Geschichten auf „playmobilisch“. Das macht Kinder wie Erwachsene froh. Zündende Ideen also da wie dort, Fortsetzung folgt mit Sicherheit.
Lieblingsplatz Amedia-Hotellobby, weil ... „ich mich hier mit gleichgesinnten Frauen treffen und mich mit ihnen über ein Thema austauschen kann, das oft tabuisiert wird: die Wechseljahre.“
Dietmar Nigsch
Er ist ein bisschen ein Ausreißer in unserer Lieblingsorte-Serie, erstens, weil er nicht in Lustenau wohnt und zweitens, weil sein Lustenauer Lieblingsort gleichzeitig sein Arbeitsplatz ist. Was wiederum nicht verwundert, wenn man weiß, dass Dietmar Nigsch sein allerliebstes Hobby zum Beruf gemacht hat. „Seit ich mich erinnern kann, war da Musik“, sagt der Vollblutmusiker, der in Muntlix wohnt und seit Herbst dieses Jahres eine entscheidende Rolle in der Lustenauer Kulturlandschaft spielt: Als neuer Musikschuldirektor der Rheintalischen Musikschule folgt er seinem inneren Ruf, „Menschen zeigen zu dürfen, dass Musik das Schönste im Leben ist“. Er selbst, ausgebildeter Orchestermusiker und Musikpädagoge, würde jeden Tag am liebsten schon „vom Aufstehen weg Musik machen“. Nach wie vor ist er als Posaunist und Dirigent aktiv, wenngleich sich die Prioritäten längst verschoben haben – hin zur pädagogischen Arbeit und aktuell ganz besonders in Richtung seiner neuen Leitungsaufgabe in Lustenau. Die freue ihn ungemein, „weil man in der Musikpädagogik auf viele Idealisten trifft, die in dem aufgehen, was sie tun“. Umso mehr sieht sich Dietmar Nigsch in der Verantwortung, die Lehrenden an der Musikschule so freizuspielen, dass sie sich ganz auf ihren Unterricht konzentrieren können. Für das eine Ziel: „Jedem Schüler, jeder Schülerin die bestmögliche Ausbildung zu gewähren. Nicht im Sinne einer Elitenbildung, sondern im Sinne der individuellen Potenzialentfaltung.“ Untalentierte Kinder? Der Musikschuldirektor schüttelt entschieden den Kopf: „Gibt es nicht. Wenn jemand Interesse hat, dann ist er talentiert bzw. dann ist es unsere Aufgabe, eventuelle Knöpfe zu lösen.“ Rund zwei Jahrzehnte lang hat Dietmar Nigsch Wien musikalisch aufgemischt, zwischendurch Rotterdam, kurz sogar New York. Parallel zu seinen Verpflichtungen in der Bundeshauptstadt begann er vor rund zehn Jahren in Rankweil und Schruns zu unterrichten, bevor er in der Coronazeit seinen Lebensmittelpunkt wieder ganz zurück nach Vorarlberg verlagerte. Immer stärker kristallisierte sich die pädagogische Tätigkeit als seine wahre Berufung heraus. Er sagt: „Zuerst willst du einfach der beste Musiker werden, der du sein kannst. Als mich dann immer mehr Leute gefragt haben, ob ich ihnen nicht Stunden geben könnte, bin ich in eine neue Rolle hineingerutscht. Und die hat mir plötzlich sehr viel Spaß gemacht.“ Ob bei so viel Leidenschaft noch Muße für andere Freizeitbeschäftigungen bleibt? Dietmar Nigsch seufzt. Fürs Skifahren und Tennisspielen hätte er gern mehr Zeit, die Fenster dafür seien nur meist schneller zu, als er sie nützen könne. Aber so sei es halt, wenn im Leben die Musik den Takt vorgibt.
Lieblingsplatz Musikschule Lustenau, weil ... „sich hier die Tür zu einem spannenden, neuen Lebensabschnitt für mich auftut, an einem Ort, wo man den ganzen Tag das tut, was ich liebe: Musik machen. Ganz abgesehen davon, dass dieses Haus ein wunderschönes denkmalgeschütztes Jugendstilgebäude ist.“