Den Alltag gegen Alpakas tauschen
Alpakas? Seit wann gibt’s denn Alpakas in Lustenau? Wir besuchen Nina Schlattinger im Ried und fragen nach.
Alpakas sind bestechlich. Und sie spucken sich fast nur gegenseitig an. Das lernt man, wenn man mit Nina über sie spricht. Da geht die Hand mit den Futterpellets doch gleich viel entspannter auf und schon landet eine weiche Schnauze darin. Ruckzuck ist sie weg, die kostbare Bestechung. Lisa hat’s auch gemerkt, verliert das Interesse und spaziert einfach weiter zur nächsten Futterhand. Blöd, dass Marinho dort grad zugange ist. Der kriegt jetzt Lisas Spucke ab. „Sie ist die Chefin, sie frisst zuerst.“ Nina kennt ihre vier Fellfreunde bestens. „Generell sind Alpakas aber sehr sanfte, ruhige Tiere – ganz klassisch Fluchttier.“ Ihre Gelassenheit ist fast schon ansteckend, deswegen sind Alpaka-Wanderungen momentan der Hit für Alltagsgestresste. Gewandert wird bei Nina nicht, aber spaziert. „Manchmal laufen wir bei Kindergeburtstagen zum Neuner. Die Kinder dürfen die Alpakas an der Leine hinführen oder hier im Gehege mit ihnen gehen, das schauen wir ganz spontan.“ Und auch nach Laune der Alpakas. „Wenn sie keine Lust haben, legen sie sich einfach auf den Weg und bleiben liegen. Dann sind sie störrischer als unser Esel.“ Das hat er gehört. Scheint ihm aber egal zu sein. Er lässt sich auch vom lauten Gemeckere der Zwergziegen und Schafe nicht stören. Die haben das Alpakafutter gewittert und geben ihr Bestes beim Betteln. Das Futter hat sich zwar Lisa schon geschnappt, aber die Ziegen werden mit Streicheleinheiten vertröstet.
Alpakas, Schafe, Hasen und viel mehr
Nina kommt jeden Tag morgens und abends her, um nach dem Rechten zu sehen und die Arbeit zu erledigen: füttern, ausmisten, Eier einsammeln, Tiere pflegen und viel, viel mehr. „Da ist man schon zwei Stunden dran.“ Immerhin wohnen zehn Tierarten hier. Neben den Alpakas, dem Esel, den Schafen und Zwergziegen gibt es noch zwei Ponys, Schweine, Wachteln, Enten und so viele Rassehühner, dass man sie auf die Schnelle gar nicht zählen kann. Und natürlich die Hasen, die, wenn man Glück hat, beim Besuch gerade Babyhäschen haben. „Die dürfen dann mit in den Sachunterricht. Wenn’s zum Lehrstoff passt, bringe ich auch einen Brutkasten mit in die Schule und die Kinder schauen zu, wie aus den Hühnereiern Küken schlüpfen.“ Bauernhof in der Schule. Oder umgekehrt: „Schule am Bauernhof “. Ein fantastisches Konzept, bei dem der Unterricht auf dem Hof stattfindet. „Wenn man die Hasen streichelt, redet man automatisch darüber, wie die Ohren heißen und was die Blume ist. Die Kinder lernen und es fühlt sich gar nicht nach Schule an.“
Tierisch schöne Geburtstagsfeste
Damit noch mehr Kinder den Hof und die Tiere kennenlernen können, kann man bei Nina auch Kindergeburtstage feiern. „Wir planen zusammen ein Programm, gehen mit den Alpakas spazieren, streicheln Babyhasen oder sammeln die grünen und roten Eier der Hühner ein. Einfach, was grad zu den Kindern und den Tieren passt.“ Apropos grüne Eier: Luis, Ninas jüngster Sohn, rennt schon zum Stall und schaut, ob er eines zum Herzeigen findet. Die kleine Anna bleibt auf Mamas Schoß sitzen. „Die zwei sind eigentlich immer mit dabei. Und meistens ist auch Chiara, meine älteste Tochter, hier. Sie hilft bei allem mit und organisiert mit mir die Kindergeburtstage. Und wenn’s mal was Schweres zu heben gibt, hilft auch Luca, der Zweitälteste.“ Es gibt auf einem Alpakahof immer was zu tun. Darf man denn trotzdem kurz stören, wenn man vorbeigeht? „Wenn ich da bin, auf jeden Fall. Einfach fragen.“ Wer also demnächst ein Alpaka aus nächster Nähe sehen will, spaziert am besten unter der Woche durchs Ried, am Wochenende machen Tier und Familie wohlverdient Siesta.