Auf der Suche nach der genauesten Zeit
Zu Beginn waren es Radios, dann Fernsehgeräte, die die Vorfahren der heutigen Eigentümer repariert haben. Und später wurde mit dem ersten elektronischen Weidezaun, dem berühmten „Hüatebuab“, eine bahnbrechende Erfindung auf den Markt gebracht. Der Erfindergeist führte die Alges schließlich zur immer exakteren Zeitnehmung.
Das zweite, höchst erfolgreiche Produkt aus dem Hause Alge war der sogenannte Fadenwächter, in den 50er Jahren war das. In der Stickerei nicht wegzudenken, sorgte diese Erfindung dafür, dass in den Stickmaschinen Fehler in der Nadelführung automatisch entdeckt und die Fehlerquelle angezeigt werden konnte. Diese bahnbrechende und immens zeitsparende Erfindung war bis zu Beginn der 2000er Jahre im Einsatz, bis die inzwischen integrierte Elektronik in den mechanischen Stickmaschinen diese Aufgabe übernommen hat. Schon die zweite Generation der Alges hat sich mit Zeitmessung befasst. Günther Alge, Vater des heutigen Geschäftsführers Wolfgang Alge und Onkel des Co-Geschäftsführers Albert Vetter, hatte im Ebnit ein Feriendomizil und war im Schiverein aktiv. Bei den Vereins-Rennen fiel ihm auf, dass die händische Zeitmessung höchst ungenau war und mitunter zu Disputen führte. Der Algesche Erfindergeist ließ ihn nicht ruhen, bis er die bis heute gültigen Prinzipien der Zeitmessung installiert hatte: Eine Startschranke oben und eine Lichtschranke im Ziel.
Schneller, besser, genauer
Dieses Prinzip wurde laufend verbessert und verfeinert und schließlich mit der Uni Graz ein Zeitmessgerät auf Mikroprozessor-Basis entwickelt, das es erlaubte, bis zu 250 Teilnehmer-Zeiten gleichzeitig zu messen. Schnell sprach es sich herum, dass man mit Alge Technik genaueste Rennzeiten messen konnte, und schon bald wurden Trainingsgruppen ausgerüstet und Weltcuprennen mit Zeitnehmungsgeräten von Alge Timing ausgerüstet. Heute beschäftigt man am Standort Lustenau 18 Mitarbeitende und hat 50 Vertriebspartner in 40 Ländern. Längst sind auch andere Sportarten wie Schwimmen, Rad- und Motorsport dazu gekommen. Von der Lichtschranke über die Start-„Pistole“ (nur der Form nach, das Gerät funktioniert längst nicht mehr mit Pulver und Kugeln) bis zu Anschlagplatten, Fotofinish und Anzeigetafeln reicht das Repertoire mittlerweile. Und wird weltweit eingesetzt. Die Familie Alge produziert aber immer noch in Lustenau.
Wie das geht mit der Messung?
Wie funktioniert das nun mit der Messung auf tausendstel Sekunden genau? Am Start durchfährt der Skirennläufer eine Startschranke, die den Zeitnehmungsprozess auslöst. Am Ziel wird eine Lichtschranke unterbrochen und an ein Messgerät werden die Zeitmessimpulse übertragen. Dieses misst allerdings nicht mehr die Differenz der Impulse, sondern zeichnet die genaue Tageszeit des Starts und des Zieleinlaufs aus und spuckt die Differenz aus. Gemessen können theoretisch auch Hunderttausendstel werden, und die Anzeige beim Fotofinish kann bis auf Pixel genau die Differenz der erstgereihten gegenüber anderen Läufern auswerten. Zur Sicherheit gibt es bei größeren Veranstaltungen zusätzlich eine sogenannte Doublage und mit der Hand muss auch gemessen werden. So verlangt es zum Beispiel die FIS, der Internationale Skiverband. In der „Timing Working Group“ der FIS ist Albert Vetter ebenfalls aktives Mitglied. Diese Gruppe befasst sich mit Regularien und Parametern der immer genauer verlangten Zeitmessung.
Und wie geht es weiter mit dem Lustenauer Traditionsbetrieb?
Wie alles ist das eine Frage der Zeit. Da es innerhalb der Familie keine Nachfolge geben wird, hat sich das Duo Albert Vetter und Wolfgang Alge dazu entschlossen, sich mit einem Mitbewerber aus Südtirol zusammen zu tun. Seit Ende letzten Jahres ist man mit Microgate im Boot und sichert so über die eigene Zeit hinaus die Produktion am Standort Lustenau.