Darf Therapie noch Tabuthema sein?
Therapie ist keine Schwäche, ganz im Gegenteil. Wenn man das versteht, kann man im Leben einiges verändern.
Sarah Nagel ist selbstständige Psychotherapeutin mit Fokus auf Existenzanalyse und Logotherapie. In ihrer freien Praxis sind alle Altersgruppen vertreten und doch bemerkt sie, dass Therapie und Coaching bei jungen Leuten offensichtlich keine Tabuthemen mehr sind. „Ältere Generationen verbinden Therapie oft noch mit krank sein. Junge hingegen nutzen sie, um an sich zu arbeiten und frühzeitig Themen aufzuarbeiten – wie gehen sie in der heutigen Zeit mit Werte- und Beziehungsfragen um, wie mit den aktuellen Krisen oder der geschlechtlichen Orientierung?“ Sarah begleitet sie, damit sie wieder neue Perspektiven und Möglichkeiten erkennen und das Leben aus eigener Kraft meistern können. Viele junge Menschen kommen zur Therapie oder ins Coaching, bevor sie in einer tiefen Krise feststecken. Bei älteren Menschen müsse der Leidensdruck viel höher sein, damit sie sich für mentale Unterstützung öffnen. „Ich würde mir wünschen, dass diese Hemmschwelle fällt und das Thema gesellschaftsfähiger wird, damit sie sich früher begleiten lassen.“ Besonders weil die Wartelisten lang sind, lohnt es sich, früh in sich hineinzuhören und die Begleitung auszuprobieren. „In der Existenzanalyse sagt man: Das Leben fragt an und wir haben zu antworten. In Krisenzeiten fehlt uns die Freiheit, um darauf zu reagieren, deswegen geht es in der Therapie um Klarheit, Veränderung und Wachstum. Erst legt man den Fokus auf das, worum es im Wesentlichen geht, dann strebt man die Veränderung an, durch die man schlussendlich wachsen wird.“
Wir alle kommen im Leben an den Punkt, an dem es guttut, wenn uns jemand begleitet.