Das Wohnzimmer der Jazz-Welt

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Vorhänge aus rotem Samt, ein Kontrabass neben dem anderen, das Piano auf der Bühne – das Jazzhuus ist das Domizil des Lustenauer Jazzclubs und ein richtig guter Live-Musik-Treffpunkt. Im schummrigen Licht standen schon Chet Baker, Woody Shaw, Dexter Gordon und Betty Carter auf der Bühne. Freitags finden Konzerte statt und die Türen sind für alle geöffnet.

Musik verbindet. Jazz vereint.

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So divers wie das Bühnenprogramm ist auch die Konstellation des Jazzclubs. Manfred „Heubi“ Heuberger ist seit der Gründung dabei, Mario Thurnherr seit rund 16 Jahren – sein Nonno nahm ihn schon als Bub mit in den Club. Mit Mario und Heubi treffen zwei Generationen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch harmoniert es, denn der Jazzclub vereint Generationen und Nationen. Seine Strahlkraft reicht weit über die Grenzen hinaus. Was macht ihn so besonders? „Das hohe Niveau der Bands, der Mut zu Neuem und die Atmosphäre“, sagt Mario, und Heubi: „Die gute Musik, die interessanten Leute und auch die Vitalität, mit der viele im gesetzten Alter noch auftreten.“

Es swingt seit 50 Jahren

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An einige Konzerte erinnert sich Heubi besonders gern: „Beim Auftritt von Lou Donaldson war es rappelvoll und er musste ,Whiskey Drinking Woman‘ sicher dreimal spielen.“ „Da war ich noch nicht mal auf der Welt“, lacht Mario. Immerhin feiert der Jazzclub heuer sein 50-jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert voller Erlebnisse und Erfolge. Erst 2024 wurde der Club beim Vorarlberger Kunst- und Kulturpreis für sein Engagement gewürdigt.

Kaum zu glauben, aber der Jazzclub ist noch immer ein echter Geheimtipp. Obwohl sich internationale Größen die Klinke in die Hand gegeben haben, ist das Jazzhuus ein heimeliges Wohnzimmer geblieben – wo man den Menschen nah ist und wo man sich ausprobieren darf. „Es geht nicht nur um Songs. Es geht auch um Sounds und wie man sie modifizieren kann“, so Mario. Die Inspiration kommt von selbst, weil im Jazzclub jeder das tut, was er liebt. „Es groovt und swingt einfach!“

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Welchen Künstler – lebendig oder bereits verstorben – würdest du gern in den Jazzclub einladen?
Mario: Cannonball Adderley und seinen Bruder Nat Adderley.
Heubi: Sonny Rollins!

Welcher Song hat dich persönlich am meisten geprägt?
Mario: Bei mir war’s kein Jazz-Song, sondern „Boom Boom“ von John Lee Hooker.
Heubi: Das war ein Lied auf meiner ersten Platte: „Aeolian Drinking Song“ von Tony Scott.

Was wünschst du dir für die Zukunft des Jazzclubs?
Mario: Dass es so weitergeht und wir auch 100-jähriges Jubiläum feiern können.
Heubi: Dass der Club weiterhin besteht und keiner das Handtuch wirft.