Fischparadies im Lustenauer Neuner: Ein Vorbild für den Naturschutz
© Lukas Hämmerle
Der Fischereiverein Bregenzerwald hat mit der Gemeinde Lustenau und dem Landesflussbauhof ein Stück des Neuner Kanals erfolgreich revitalisiert und damit ein neues Naturparadies für Fische, Insekten und andere Tiere geschaffen.
Bachforellen, Döbel, Karpfen, Hechte, Aale, Nasen, Flussbarsche, Welse und Bachschmerlen – sie alle und noch weitere Fischarten haben im Lustenauer Neuner ein Zuhause gefunden. Alfred Mair (78), Obmann des Fischereivereins Bregenzerwald, überwacht gemeinsam mit seinen Mitgliedern die Gewässer in Lustenau. Seit 2017 bewirtschaftet der Verein diese und achtet streng darauf, dass die Tiere im und um das Wasser gut leben können. Im vergangenen Herbst wurden 300 Meter des Entwässerungskanals Neuner auf der Höhe der Feldrast revitalisiert und umgestaltet. „Der geradlinige Kanal erhielt einen pendelnden Verlauf mit Tiefenvariationen für Unterstände und 300 Tonnen feinkörnigem Laichkies, damit Fische Laichplätze finden“, erklärt Mair. Zuvor wurde die Bachsohle abgetragen. Mit Holzpfählen und Wurzelstöcken schuf man Strukturen, die gerade für die Fische ideal sind. Zwölf bis 14 Mitglieder des Vereins arbeiteten in der Planung und Umsetzung dieses Projekts mit der Umweltabteilung der Gemeinde und dem Landesflussbauhof zusammen. Mair zeigt sich über das Ergebnis erfreut: „Wir haben der Natur ein Stück zurückgegeben“, sagt er zufrieden.
Beschattung für optimale Temperatur
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Entlang des revitalisierten Neuner-Abschnitts pflanzten die Gemeinde und der Fischereiverein 150 Bäume und Sträucher. In sechs bis sieben Jahren werden diese groß genug sein, um den lebenswichtigen Schatten für das Gewässer zu spenden. „Durch den Klimawandel wird es immer wärmer. Wir müssen jetzt reagieren, um den steigenden Temperaturen entgegenzuwirken“, erklärt Mair. Denn wenn das Wasser zu warm wird, gibt es keinen Lebensraum für die Fische. Mit der Zeit wird ein dichter Baumbaldachin das Gewässer umgeben, unter dem es angenehm kühl bleibt und die Fische optimale Lebensbedingungen finden.
Ein Paradies für Fische
„Vor der Revitalisierung haben wir rund 800 Fische elektrisch gefischt, gemessen, gewogen und wieder freigelassen“, berichtet der Obmann. Der Fischereiverein geht von rund 30 Fischarten aus, die im Neuner beheimatet sind. Als Kinderstube der zahlreichen Fische gilt der Rheindorfer Kanal bei der Firma Fulterer und Bösch Reisen, der bereits 2020 revitalisiert wurde. „Wenn die Fische groß genug sind, schwimmen sie auch in den Neuner“, erklärt Mair. Dort finden sie aufgrund der natürlichen Beschattung durch Bäume und Sträucher ideale Bedingungen. Das dichte Blätterdach bietet zudem Schutz vor fischfressenden Vögeln. Die revitalisierten Kanalabschnitte verdeutlichen, wie eine gelungene Revitalisierung auszusehen hat und welche Vorteile sich für Fische, Vögel und Insekten daraus ergeben.
Natur erobert sich Raum zurück
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Besonders beeindruckend für Mair und sein Team waren die vergangenen Monate. „Wir sehen, dass es den Fischen gut geht. Auch die gelbe Sumpf-Schwertlilie hat hier ganz von allein ihren Platz am Ufer gefunden“, freut er sich. Fischen ist im Neuner lediglich den Vereinsmitgliedern gestattet. Zudem dürfen rund 100 Personen aus Lustenau und der näheren Umgebung fischen. Dies, um nicht zu stark in den Fischbestand einzugreifen. Drei Aufseher in Lustenau sorgen dafür, dass sich jeder an die Regeln hält. So wie Peter Dullnig, der das Fliegenfischen bevorzugt. „Ich fische in Lustenau, aber auch im Bregenzerwald. Der Vorteil beim Fliegenfischen ist das sehr aktive Fischen. Gleichzeitig ist es die schonendste Art, Fische zu fangen“, erklärt er.
Naturjuwel pflegen
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Nicht nur die Fische im Wasser profitieren von den naturnahen Stellen: Auch Insekten und andere Tiere finden in den unberührten Bereichen einen Aufschwung. Mair betont, wie wichtig es ist, dieses Naturjuwel zu pflegen und unberührt zu lassen. „Immer wieder entnehmen Menschen Wasser für den privaten Zweck aus dem Neuner. Das ist nicht gestattet und greift zu stark in den Lebensraum der Fische und Insekten ein.“ Er appelliert an alle, das Wasser in den Kanälen zu lassen. „Das ist der kostbare Lebensraum für die Fische und die zahlreichen Insekten, die für unsere Artenvielfalt von großer Bedeutung sind.“