Raum schaffen für Menschen und Medien
© Lukas Hämmerle
Der Pontenblock ist nicht zu übersehen, ein heimliches Wahrzeichen und ein Stück Baugeschichte der Marktgemeinde. Die 70er Jahre sieht man ihm gar nicht so richtig an, vermutlich, weil der Baustil gerade wieder höchst modern wirkt.
Behutsam mit dem Bestand und doch mit eindeutiger Handschrift wurden die im Parterre befindliche Bibliothek und der Zugang zum DOCK20 runderneuert und an den Bedürfnisse moderner Medienkonsument:innen ausgerichtet. Ein Ort zum Wohlfühlen, Bleiben, Schmökern und Sich-Austauschen sollte es werden – und ist es auch geworden. Die zugigen Fenster, der wenig einladende Eingangsbereich, der alte Teppich, die in abgenutzten Regalen aufgereihte Büchersammlung im nicht barrierefreien ersten Stock – das war nicht mehr zeitgemäß, weder inhaltlich, funktional noch optisch. Und richtig wohl gefühlt hat sich dort schon lange niemand mehr. Die Leiterin der Bibliothek, Alexandra Jank, hat mit Bauamts-Mitarbeiter und Architekt Florian Schrötter einen kongenialen Partner gefunden, um das Unternehmen Umbau und Neuorganisation zielgerichtet voranzutreiben. Nach gemeinsamen Besuchen bei anderen Bibliotheken im Land und im benachbarten Kressbronn hat Florian Schrötter ein räumliches Konzept erarbeitet, das architektonisch und funktional alle Stückerln spielt, ohne den finanziellen Rahmen der Marktgemeinde zu sprengen.
Mehr als lesen
© Lukas Hämmerle
Schon im großzügigen Eingangsbereich werden Besucher:innen mit hellen Eichenmöbeln und einem geschliffenen und versiegelten Estrich im Stil von Terrazzoböden wie in einer Hotellobby empfangen. Bequeme Loungemöbel und dicke Vorhänge als potenzielle Raumtrenner sind ein angenehmer Kontrast zur klaren, dunklen, fast harten Formensprache der rollbaren Regalelemente aus Betonschalungsplatten mit Eichenholz-Regalböden. Der zur Straße hin bodentief verglaste Lese-Raum hat auch eine sogenannte Trinkbar und kann in kürzester Zeit zum Veranstaltungsraum umgestellt werden. Eingebaute Sitzelemente im Kinderbereich sind wie eine Mini-Tribüne in verschiedenen Höhen angeordnet und werden gerne besetzt. Damit es nicht zu laut wird, wurden die Decken abgehängt und mit Holzwolle und einem Akustikfließ verkleidet. Helle Weißtannenlatten schluckenzusätzlich Schall, sodass es nicht einmal bei der Eröffnung im Januar mit mehr als 500 Gästen unangenehm wurde. Zwischen den Deckenleisten wurden LED-Punktstrahler und -Streifen verlegt, die den Raum angenehm hell, aber nicht grell ausleuchten. Vom Eingangsbereich aus wird auch das DOCK20 – ehemals Galerie Hollenstein – erschlossen. Durch die Neuanordnung des Eingangsbereichs zur Pontenstraße hin und die gemeinsam genutzten Sanitärräume im Parterre und den Lift konnten zwei in die Jahre gekommene Einrichtungen des öffentlichen Lebens ins Jetzt geholt und für viele alte und neue Besucher:innen aufs Angenehmste zugänglich gemacht werden. 53.666 waren es im letzten Jahr, das sind dann mehr als doppelt so viel, wie Lustenau Einwohner:innen hat – man könnte also sagen, dass rein statistisch jede:r zweimal da war.
Die Bibliothek in Zahlen (2024)
© Lukas Hämmerle
Anzahl Medien vor Ort: 23.178 (Bücher, DVDs, Tonies, Zeitschriften …)
Entlehnungen vor Ort: 114.704
Entlehnungen pro Öffnungstag: 504
Das heißt, jeden Tag wurden auch so viele Medien zurückgebracht, geputzt und rücksortiert.
Anzahl Veranstaltungen insgesamt: 145
Besuche von Kindergärten, Schulen, Spielgruppen; Lesungen, Workshops, Ausstellungen, Vorträge…
Besucher:innen Veranstaltungen: 4.216
Besucher:innen gesamt: 53.666
Mehrfachbesuche mit und ohne Leseausweis