Lustenauer Textilpionier stößt bis zum Jupiter vor

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Günter Grabher, CEO und Inhaber der Grabher-Group, gilt als „Textiltüftler“, ist „österreichischer Botschafter für Technologie“ – vergeben von den Vereinigten arabischen Emiraten – und stößt mit der „Ariane“-Rakete bis ins Weltall vor.

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Günter Grabhers Unternehmen ist weltweiter Hub für Smart Textiles und Innovation. Der Träger des internationalen CEO Today Global Awards 2023 hat ein führendes Innovationsnetzwerk im Bereich „Smart Textiles“ etabliert und ist mit unzähligen Projekten in Medizin-, Nanotechnologie und Leichtbau involviert. Mit seinem Startup Basalt+ hat der Motörhead-Fan einen Baustoff entwickelt, der die CO2-Emissionen im Betonbau um 50 Prozent reduziert. Der Klimawandel zählt zu den drängendsten globalen Herausforderungen. Wer Günter Grabher trifft, ahnt, dass er unermüdlich und parallel an nachhaltigen Lösungen für Medizin und Umwelt tüftelt: 

Herr Grabher, ein Stück Lustenau fliegt ins All? 
G. Grabher: Wir sind schon dort – wir liefern elektromagnetische Abschirmungsgewebe für die Ariane-Raketen. Die bislang letzte Rakete ist mit unserem Textil im Vorjahr gestartet, fliegt zum Jupiter und soll bis 2030 dort ankommen.

Sie gehen auch unter die Batterie-Hersteller?
G. Grabher: Ja, unsere umweltfreundliche Salzwasser-Batterie ist frei von brennbaren Materialien, giftigen Lösungsmitteln und seltenen Rohstoffen wie Lithium und wird ausschließlich aus textilen Komponenten wie Elektroden und Nano-Separatoren gefertigt, deren Herstellung exklusiv bei der Grabher Group GmbH liegt. Entwickelt wurde sie von der V-Trion GmbH in Kooperation mit der Universität Innsbruck und den Mitgliedern der Smart Textiles Plattform Austria. Ab Herbst 2024 soll – dank Investor aus Hongkong – die Produktion der Storex-Batterie in Vorarlberg in industriellen Maßstäben stattfinden.

Ein smarter Herzgurt rettet Leben und kreiert Arbeitsplätze?
G. Grabher: Gemeinsam mit KI-Spezialist Rajat Khare gründeten wir das Startup 24sens und entwickelten unseren Herzgurt smartcorCONTROL zur mobilen Aufzeichnung von Herzaktivitäten. Die offizielle Zertifizierung erfolgte bereits, der Markteintritt im DACH-Raum läuft. Die Produktion findet in Lustenau statt. Wir arbeiten daran, zusätzliche Funktionen wie Herz-, Atmungs- und Schlafmonitoring zu integrieren. Unser Produktionsteam in Lustenau umfasst derzeit etwa 15 Mitarbeiter, die bis Ende 2025 auf bis zu 50 Arbeitsplätze ausgebaut werden sollen, verstärkt durch ein Salesteam. Unser Standort wird weiterhin der Dreh- und Angelpunkt unserer Innovationsaktivitäten sein.

An Lustenau kommt niemand vorbei?
G. Grabher: Vorarlberg zeichnet sich durch seine innovative Kraft aus, die in den Wurzeln der Textilindustrie und des Maschinenbaus fußt. In Vorarlberg stärkt unsere Fähigkeit zur Anpassung unsere Position; niemand arbeitet mit Standardanlagen. Im Drei-Länder-Eck profitieren wir von einem starken Netzwerk, was zur Entwicklung der Smart Textiles Plattform beitrug. Der Wermutstropfen: die Produktionsherausforderungen nehmen zu, beeinflusst durch Entwicklungen im Energiesektor und hohe Lohnanpassungen. Unsere Wettbewerbsfähigkeit ist stark beeinträchtigt! 

Eine Ihrer neuesten Entwicklungen ist ein spezielles Schutzzelt?
Günter Grabher: Unser innovatives CBRN-Schutzzelt wurde für den Katastrophenschutz konzipiert, um in kritischen Situationen Schutz und Sicherheit zu bieten, und zeichnet sich durch eine einfache, stromlose Ein-Personen-Montage aus. Die austauschbaren Filter schützen effektiv vor Viren, nuklearer Strahlung und anderen Gefahren, während sie gleichzeitig ausreichende Luftzirkulation ohne zusätzliche Pumpen ermöglichen. Das Material erfüllt die strenge NATO-Norm, vergleichbar mit einem ABC-Schutzanzug, das Zelt ist leicht transportierbar und passt in eine Sporttasche. 

Hoffnung macht Ihre Erfindung eines „CO2-Staubsaugers“?
Günter Grabher: Unsere C-HOOVER Anlage ermöglicht die effiziente Extraktion von Kohlendioxid aus der Umgebungsluft mittels einer weltweit einzigartigen Nanofasern-basierten Filtertechnologie. Wir haben den Demonstrator bereits fertiggestellt. Unsere modularen Kollektoranlagen, produziert in Vorarlberg, zielen darauf ab, jährlich so viel CO2 zu binden, wie 7.500 Bäume absorbieren würden. Zielgruppe sind vor allem Unternehmen aus emissionsintensiven Branchen wie Zement- und Stahlproduktion sowie Biomassewerke, welche von der EU-Taxonomieverordnung betroffen sind. Ein direkter Einbau in Lüftungssysteme ist als weiterer Schritt angedacht.  

Schlafen Sie zwischendurch auch mal?'
Günter Grabher (lacht): Wenig, denn es gibt noch viel zu tun! 

  • Lustenau ist das Smart-Textiles Valley und Heimat der Smart-Textiles Plattform im Millennium Park – die Forschungseinrichtung V-trion ist die Trägerorganisation der Smart-Textiles Plattform.
  • Die Firma Grabher Group GmbH produziert CO2-neutral technische Vliese für ein breites Anforderungsspektrum wie Luft- und Flüssigkeitsfiltration, Hygiene usw. im Gesundheitssektor, in Batteriesystemen, nachhaltigem Betonbau, Leichtbau für Flugzeuge und Autos sowie in Technologien für die Kreislaufwirtschaft.
  • Die Nanovlies-Produktion erfolgt auf der einzigen in Österreich verfügbaren Meltblown-Extruder-Anlage, die Nachbehandlung auf dem weltweit einzigen Niederdruckplasmareaktor für industrielle Filter und Textilbehandlungen