Schmackhaft schwelgen, sauguat schmausen

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Was wäre ein Fest ohne den dazugehörigen Schmaus? Sobald man einander trifft in größerer oder kleinerer Zahl, taucht früher. oder später der dringende Wunsch nach Speis und Trank auf. Erstens will es so der Brauch, zweitens will man‘s selber auch.

Was ein Festessen ausmacht

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Was ein Festessen ausmacht, entscheiden die sehr unterschiedlichen Gewohnheiten, und diese sind von zu Hause aus festgefressen, sozusagen. Das kann dann mitunter in einer Lebensphase, in der sich zwei Menschen aus ganz verschiedenen Haushalten zwecks Ehe zusammentun, zu recht interessanten Diskussionen vor Festlichkeiten führen. Zum Beispiel hat ER sein Lebtag zu Weihnachten immer schon und überhaupt Italienischen Salat verspeist, während es bei IHR zu Hause üblich war, die Gans zu füllen und zu braten. Gans und Italiener, das könnte etwas fettig werden, und gesund ist dieses Zweigespann eher auch nicht. Ein Kompromiss muss also her, aber pronto.

Es bietet sich an dieser Stelle an, die vielseitige und ausgezeichnete Gastronomie Lustenaus zu preisen. Denn erstens
entgeht man beim aushäusigen Konsum eines Festessens grundsätzlichen Esskultur-Kollisionen auf eigenem Boden
mit gefährlichen Gemengelagen für den häuslichen Frieden; und zweitens isst man mitunter in der Gaststätte der Wahl viel besser als zu Hause. Das zu beweisen sind wir ausgezogen, begleitet von der sehr charmanten und kundigen Kathi Bösch vom Bärenstadl.

Die junge Dame hat trotz geringen Alters selbst schon reiche gastronomische Kenntnisse erworben. Was Qualität anbelangt, kann man der Metzgerstochter nicht so leicht ein Glump unterjubeln. In ihrem eigenen Lokal, dem gemütlichen Bärenstadl hinter der Metzgerei, wird Gutes und Deftiges aus eigener Produktion und der Region aufgetischt. Von der hausgemachten Bratenplatte bis hin zum Schwarzenberger Bergkäs. Wurstsalat,
herzhafte Suppen, Hausmannskost und saisonale Spezialitäten beglücken das Esser-Herz. Auch für Familienfestlichkeiten eignet sich der Stadl ganz hervorragend. Kathis Leibspeise ist übrigens heißer Leberkäs mit Kartoffelsalat und Brot und Lustenauer Senf. Das geht immer. Gar nicht auf den Tisch kommt bei Kathi Gorgonzola und Innereien müssen auch nicht sein. Ein Festessen im Hause Bösch ist alles, was länger als eine Stunde braucht für die Zubereitung. Zu Feiertagen kommen alle Generationen aus der Bärenmetzg-Dynastie zusammen und dann wird gemeinsam geschmaust. Da Kathi gern für alle kocht und auch immer gern was Neues ausprobiert, wird es zu den Festtagen nie langweilig am Tisch.

Der Freigeist in der Küche

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Bernd Moosmann, Inhaber und hochdekorierter Koch im Freigeist, hält es wie Kathi: zu den Festtagen wird gekocht, was der Familie schmeckt. Oma, Opa, Frau und Kinder versammeln sich um den Tisch und lassen sich überraschen – auch bei Moosmanns gibt es immer etwas anderes zu Festlichkeiten. Ein ausgesprochenes Leibgericht hat Bernd nicht, aber Schokolade in jeglicher Form geht immer; Mirabellen kommen ganz garantiert nie auf den Tisch – die sind ihm schon als Kind bei den Ohren heraus gekommen. Der Frei-Geist war vor der Sesshaftwerdung in Lustenau auf der ganzen Welt unterwegs, hat in der Rickatschwende zwei Hauben erkocht und die Gams in Bezau zu kulinarischen Bocksprüngen gebracht. Aber irgendwann hatte er einfach genug von der „Dekorations-Küche“ und dem ganzen Bewertungszirkus. Im Freigeist kommt ehrliche Kost auf den Tisch, zu 80% biologischen Ursprungs und wann immer möglich aus der Region. In seinem fröhlich
zusammengewürfelten Lokal mit Einblick in die Küche fühlt man sich gleich wohl. Die Karte ist überschaubar, aber dafür immer für Überraschungen gut. Die Weine sind sozusagen „mundverlesen“ und kommen aus den besten Rieden im In- und Ausland. Qualität ist das Wichtigste für Bernd; als Gast in anderen Häusern achtet er ebenfalls auf Frische. Und darauf, ob Tiefkühl- und Convenience-Produkte eingesetzt werden. Das war’s dann nämlich mit der Freundschaft.

Freigeist Menü: Tatar vom Gelbflossenthunfisch. Krone vom Langenegger Duroc-Schwein an Natursaft, Nussbutterpüree, Ofengemüse, Zitronenthymian. Törtchen von der Fenkart Schokolade mit Brombeer-Lavendelsorbet und Sauerrahm.

Sonne auf dem Teller im Bella Napoli

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In einer vollkommen anderen Liga der Lokalitäten für festliche Anlässe spielt der allseits beliebte Italiener, das Bella Napoli. Von außen eher unscheinbar, betritt man im Inneren einen Kosmos süditalienischer Gastfreundschaft und Esskultur. Wirt Orazio Leonardi kocht zusammen mit Koch Antonio Spezialitäten aus der sizilianischen Heimat, vorzügliche Fischgerichte, Pasta, Pizza und Dolci. Dass Orazios Leibgericht Fisch ist, das merkt man auch der Karte an. Ein Festtags-Gedicht auf dem Teller sind die Bavette all‘ Astice – besonders schmale, flache und spaghettilange Bandnudeln aus Durumweizen mit einem
feinen, sahnigen Tomatensugo und Hummerschwänzen. Das mild-süßliche Meeresgetier in seiner unvergleichlichen Farbpracht leuchtet einen förmlich vom Teller an. Zu einem echten Festessen gehören für Orazio und die Familie Leonardi Fische in allen Variationen – am Heiligabend herrscht Fleischverbot! Krönender Abschluss des Mahls bilden die unvergleichlichen Cannoli. Ein knusprig frittiertes Gebäck in Hohlform aus Butter,
Zucker, Eiern, Marsala, Mehl und einer Prise Zimt, gefüllt mit einer Creme zum Niederknien, deren Geheimnis in den „weltbesten Pistazien“ aus der sizilianischen Heimat liegt. Orazio führt dem Ungläubigen gerne vor, dass selbst Wikipedia auf die Frage „Woher kommen die besten Pistazien der Welt?“ prompt die Antwort „Bronte in Sizilien“ ausspuckt.

Bella Napoli Menü: Variationen von Fisch und Meeresfrüchten. Bavette all‘ Astice. Cannoli mit Pistaziencreme.

Frauenhaus Krönele

Seit fünf Generationen ist das Krönele in Frauenhand. Derzeit sind drei Generationen aktiv im großzügigen und weithin bekannten Haus an der Reichsstraße. Ulrike Fink ist die Hausherrin, ihre beiden Töchter sind – so wie sie selbst – mehr oder weniger im Gasthaus groß geworden. Für Ulrike war aber nicht immer klar, dass sie den Laden schmeißen wird: Trotz Fachschulausbildung hat es sie zunächst weggezogen aus dem Ländle, sogar bis Kanada auf eine Pferdefarm. Erst ein Brief der Mutter und Krönelewirtin mit der Ansage „Du kannst, aber du musst nicht übernehmen“ hat Ulrike in die Heimat zurückgebracht. Mit einer Wahnsinns-Energie hat sie sich in den Familienbetrieb gestürzt, einen Uni-Lehrgang
zur Touristik-Kauffrau nachgeholt und das Krönele weiter
ausgebaut. Dass Festtage nicht immer welche für die Wirtsleute sind, merken auch die Finks. Daher wird ein Festessen aus jedem Essen, an dem die ganze Familie teilnimmt. Dazu gehören die Altwirtin und ihr Mann ebenso wie Ulrikes Brüder mit Familien, Onkel und Tanten und der ganze Rest der Familie. Auf den Tisch kommt alles, was der Familie schmeckt, vom Italienischen Salat über Sushi und Lachs aus Kanada, den der Stiefvater gerne selber fängt. Dazu Mamas Keksle – denn das lässt sie sich trotz eingeschränkter Mobilität nicht nehmen, das Krömlimachen.

Krönele Menü: Variationen vom Kürbis. Hirschrücken mit gebackenen Grießknöderln, Kohlsprossenblättern, Blaukraut
und Pastinaken-Creme. Panna Cotta mit Erdbeersorbet.