News Alexander Waltner in der Wunderkammer 19. März 2021

Alexander Waltner in der Wunderkammer

Der in Lauterach geborene Künstler Alexander Waltner lebte 25 Jahre in Wien und ist 2017 wieder in seine Heimat zurückgekehrt. Durch eine Bekannte fand er sein neues Atelier in Lustenau, wo er nun täglich bis tief in die Nacht arbeitet. Im BOTTA sind noch bis Ende April ein zweiteiliges, farbiges Werk und 10 Zeichnungen in schwarz-weiß zu sehen. Im Interview mit Shopleiterin Patricia Almer gibt Alexander Waltner Einblick in sein Schaffen. 

Wie lässt du dich beeinflussen?

Alexander Waltner in seinem Atelier Alexander Waltner in seinem Atelier

Es sind nicht so sehr die Orte oder die Umgebung, sondern eher die Entwicklung meiner Person im Laufe der Zeit, was mich beeinflusst. Früher habe ich sehr üppig gemalt, die Themen waren intensiver als heute, ich war verwirrt. Ich habe viele Grenzüberschreitungen gemacht und experimentiert, ich führte ein Leben am Limit. Heute bin ich viel klarer und meine Kunst ist leichter und reduzierter. Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass man das Alte verlässt, dahin zurückkehrt und wieder verlässt. Ich habe mich beruhigt, die Grenzübergänge finden nun in meinen Bildern statt, ich male jetzt am Limit.

Seit zehn Jahren schreibst du auch Gedichte und hast 2018 einen Gedichtband veröffentlicht. Wie hast du diese Leidenschaft entdeckt?

Das hat sich einfach ergeben, da steckte kein Plan dahinter. Die ersten Gedichte haben sich aus Chats ergeben. Wenn ich schöne Passagen geschrieben habe, habe ich sie abgespeichert und so ist das gewachsen. 

Ein Bild, das momentan in der Wunderkammer ausgestellt ist, trägt als Titel ein Gedicht von dir:

„im zwischenraum die frau von ungefähr was will ich von mir selbst so schreibe ich gemälde mit den gedanken deiner ansichten was man weiss und vergessen hat wie man war und dann geworden ist“. 

Wie kommen Bilder und Gedichte zusammen?

Mein Tagesrhythmus ist anders, ich arbeite immer in der Nacht und da beginne ich mit dem Malen. Über die Jahre habe ich mir einen Kanon ermalt, auf den ich zurückgreifen kann. Da kann ich bestimmte Formen erneuern und wiederholen, ausprobieren und erproben. Später in der Nacht schreibe ich Gedichte, die entstehen unabhängig vom Bild. Wenn ich das Gefühl habe, dass es passt, gibt es eine Fusion wie bei dem Bild, das ich für das BOTTA ausgewählt habe.

Ich male jetzt am Limit.

- Alexander Waltner

Bevor du in dein Atelier eingezogen bist, wurden in der Tavernhofstraße 14 Fahrräder repariert. Wie fühlt sich dieser Raum an? Wie nützt du ihn?

Ich habe mich in Lustenau sehr gut angepasst und fühle mich wohl. Ich bin jeden Tag in meinem irrsinnig schönen Malraum, er tut mir sehr gut. Es gibt einen sehr schönen Parkett, den ich mit speziellen Matten vor der Farbe schütze. Ich nütze den ganzen Raum beim Arbeiten und male überall. Die Matten sind voll mit Farbe, auf manchen stehen Gedichte. Sie schaffen eine sehr angenehme Atmosphäre im Raum. In die Fenster habe ich Bilder gehängt, auch an den Wänden hängen Arbeiten bis unter die Decke, viele davon stehen am Boden, die Themen sind wild gemischt, es ist eine Gesamtinstallation.

Ich durfte schon Gast in deinem offenen Atelier sein und war sehr beeindruckt. Ein Kunstwerk ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Es handelt sich um eine Tischplatte. Wie wurde sie zu einem Kunstwerk?

15 Jahre lang habe ich denselben Tisch verwendet auf dem ich meine Farben und Pinsel abgestellt habe. Dabei ist so viel Farbe drauf gelandet und er ist so uneben geworden, dass ich nichts mehr abstellen konnte. Es wurde definitiv Zeit, sie auszuwechseln. Da kam der Impuls, sie aufzuhängen und Figuren drauf zu platzieren. Jetzt ist sie eines meiner neuesten Werke. Wir konnten sie allerdings nicht hoch hängen, weil sie mittlerweile über 40 Kilo wiegt.

Die momentane Situation ist für alle Bereiche der Kunst und Kultur besonders schwierig. Wie erlebst du diese Zeit?

Mein Jahr ist charmant angelaufen. Seit Februar stelle ich in der Wunderkammer im BOTTA aus. Das erste offene Atelier war erfolgreich mit angenehmen und interessierten Gästen. Eine Galerie aus Madrid hat mich angerufen, die im Herbst mit mir auf eine Kunstmesse in Luxemburg fährt und im Sommer ist eine Ausstellung in Vorarlberg angedacht. Wenn es möglich ist, möchte ich auch in Enns bei der von mir gestalteten Schlossmauer im Sommer eine Lesung halten.

Besteht für die Lustenauerinnen und Lustenauer die Möglichkeit, dich in deinem Atelier zu besuchen?

Ja, ich freue mich über jeden fröhlichen Besuch in meinem Atelier. Die nächste Gelegenheit dafür bietet sich am Freitag, 26. und Samstag, 27.3. jeweils von 14 – 19 Uhr, da stehen die Türen für alle offen. Und wer an einem anderen Tag kommen möchte, kann mich anrufen oder mir eine Nachricht schreiben: 0676/5231428.
 
Mehr Informationen unter www.alexanderwaltner.com.