News Enkeltaugliche Technologien für morgen 12. Juni 2019

Obrist_Engineering_01@MarcelHagen_Studio22

Frank Obrist ist einer, der die Welt verändern will. Und wer den sympathischen Mann mit der ruhigen Stimme kennenlernt, der nimmt ihm das auch ab. Man spürt: Es ist ihm ernst. Aber Frank Obrist ist keiner, der deswegen laut ist – ganz im Gegenteil. Als wir ihn zum Interview bitten, sind wir überrascht. Ein leiser Typ, hochkonzentriert – und er hört ganz genau zu. Gemeinsam mit seinem Team hat er nicht nur Großes vor, sondern steckt bereits mitten drin.

Als wir ihn in der Alten Fabrik in Lustenau treffen, dem Stammsitz von Obrist Engineering, staunen wir nicht schlecht: ein riesiger Besprechungs- und Präsentationsraum mit Leinwand und einer ebenso großen Auswahl an Säften erwartet uns bereits – genauso wie das herzliche Lächeln von Frank Obrist’s rechter Hand, Frau Lewis. Und der nächste, der uns so freundlich begrüßt, ist Frank Obrist selbst – inklusive knallfarbener Turnschuhe zum lässigen Sakko. Und worum
geht es? Um eine Materie, die nicht nur extrem spannend, sondern auch absolut sinnstiftend ist: Frank Obrist arbeitet nämlich am Autoder Zukunft und sein HyperHybrid-Antrieb sorgt in der Branche derzeit für so richtig viel Aufsehen. Weshalb es ihm und seinem Team so wichtig ist, dass die Elektrifizierung auch, oder besser gesagt gerade dem Durchschnittsbürger weltweit zur Verfügung steht und warum er das umweltfreundliche Antriebssystem nicht nur marktfähig, sondern vor allem auch leistbar machen möchte? Spannende Fragen verlangen nach spannenden Antworten. Frank Obrist gibt sie uns.

lebens.lust: Stichwort: HyperHybrid. Bitte erklären Sie uns in wenigen Worten, was es damit auf sich hat. Was tut Obrist genau?
Frank Obrist: Wir arbeiten an einem Antriebssystem, das elektrifiziert ist und das sich jeder leisten kann. Und genau das unterscheidet uns von den meisten Elektroautos, wie zum Beispiel Tesla, der nur was für die oberen drei Prozent ist. Hier hat man das Problem, dass die Elektrifizierung einer großen Batterie so teuer ist, dass sich der Weltdurchschnittsbürger das auf absehbare Zeit noch nicht leisten kann.

lebens.lust: Und das will Obrist mit dem HyperHybrid ändern. Wie genau?
Frank Obrist: Wir machen das selbe in der Kombination: eine kleine Batterie, ein ganz kleiner Motor – aber mit besonderem, ausgeklügelten System mit dem es sich in Folge fährt wie ein gutes Elektroauto der Oberklasse: man wird durch den Motor nicht gestört – den hört man gar nicht – die Beschleunigungen, das Bremsen etc. funktionieren ebenfalls genau gleich. Und deshalb hat man am Schluss eigentlich einen Tesla – allerdings mit dem einzigen Unterschied, dass er nur halb so teuer ist!

lebens.lust: Woher kommt Ihr Bestreben, ein Auto für jedermann zu bauen?
Frank Obrist: Sie müssen sehen: Pro Jahr kommen rund 100 Millionen neue Autos dazu, also auf den Markt. Eine irre große Zahl, oder? Und da spielt es natürlich eine wichtige Rolle, was und vor allem welche Autos das sind. Im Zusammenhang mit dem Pariser Klimaabkommen sind wir als Techniker und Ingenieure gefordert, nein, verpflichtet, entsprechende Lösungen zu bringen, finde ich. Schließlich werden uns unsere Enkel später einmal fragen: Was genau habt ihr dafür getan, dass unsere Umwelt besser wird? Wir von Obrist wollen eine Technologie, die enkeltauglich ist.

lebens.lust: Sie haben Ihr Engineering-Unternehmen 1996 gegründet und sind bis heute stetig gewachsen. Das geht natürlich nicht ohne qualifizierte Fachkräfte. Woher nehmen Sie die?
Frank Obrist: Am Anfang haben wir es so gemacht, dass wir die Fachkräfte, die wir hier bei uns finden konnten,
kontinuierlich entwickelt und aufgebaut haben. Mittlerweile sind wir bekannter, auch auf internationaler Ebene, und bekommen dementsprechende Bewerbungen. Wir haben gerade kürzlich einen Top-Mann aus Japan angestellt. Auf was ich aber sehr stolz bin: auf die Abgänger der Fachhochschule Dornbirn, die bei uns arbeiten und in ihren Bereichen hier zu den Besten gehören. Was wir jetzt vorhaben: mit unseren Dingen, die wir tun, sichtbarer zu werden. Sprich, die Kommunikation auszubauen – sowohl in der Branche als auch in der Bevölkerung. Unser Vorteil: Wir wollen im Land nicht explodieren. Wir sind eine Schmiede, die Erfindungen, neue Ideen auf die Welt bringt und diese patentiert. Wir sind extrem spezialisiert und können die Umsetzung eigentlich ohnehin nur mit unseren Lizenznehmern, z.B. in Japan oder Amerika, machen. Deshalb betreffen Obrist vor allem die Jobthemen wie Forschung und Entwicklung.

lebens.lust: Bei aller Internationalität: Bleibt Obrist Lustenau erhalten oder wird’s demnächst über die Landesgrenzen hinausgehen?
Frank Obrist: Nein, Obrist bleibt definitiv in Lustenau. Wir fühlen uns hier sehr wohl und befinden uns derzeit gerade in der Planungsphase für den Erweiterungsbau, um die Möglichkeiten für die Entwicklung, für den Prüfstand und die Montage entsprechend zu verbessern.

lebens.lust: Apropos MitabeiterInnen: Sie sind Vater von sieben Kindern. Haben die ebenfalls Papa’s Leidenschaft für Innovation und Technik geerbt?
Frank Obrist (schmunzelt): Na, das hoffe ich doch! Aber Spaß beiseite: Drei von meinen Kindern arbeiten sogar schon im Betrieb mit, das freut mich natürlich sehr. Mein ältester Sohn ist schwer behindert – er bereichert unser Unternehmen, indem er viele einfache, aber wichtige Tätigkeiten übernimmt, wie z.B. Hausmeisterservice und solche Dinge. Meine zwei anderen Söhne haben sich ihre Leidenschaft, ihre Talente, wenn man so will, aufgeteilt: einer ist für die Verbrennungsmotoren zuständig, der andere ist im Elektrobereich tätig. Ich finde das cool, ehrlich gesagt.

lebens.lust: Beim Vebrauchstest einer großen deutschen Automobilzeitung hat der Obrist Hybrid am besten abgeschnitten. Wohin soll’s mit dem HyperHybrid gehen, was ist das Ziel?
Frank Obrist: 2,93 Liter auf 100 km – das war ein Test, den die „Autobild“ gemacht hat – in einem direkten, unabhängigen Vergleich. Klar, das ist ein super Ergebnis und wir sind stolz drauf, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Unser Ziel ist es, dass ein erheblicher Anteil der gesamten zukünftigen elektrifizierten Welt mit unserer Technologie ausgestattet ist. Natürlich wissen wir, dass wir im Vergleich zu anderen Firmen eher klein sind und natürlich hochspezialisiert. Allein werden wir die Welt nicht revolutionieren, aber gemeinsam sehr wohl.

lebens.lust: Woher kommt Ihre Begeisterung, Ihre Leidenschaft, Ihr Antrieb für den HyperHybrid und für Innovation?
Frank Obrist: Bevor ich Obrist gegründet habe, durfte ich mit Felix Wankel arbeiten. Er ist der Erfinder des nach ihm benannten Wankelmotors. Dort wurde sicherlich der Grundstein gelegt, wenn man so will. Für Innovationskraft, für Neugier, vielleicht auch für den Mut, Dinge verändern zu wollen. Generell finde ich: Wenn man was Gescheites im Leben machen kann, sollte man das tun. Für mich persönlich sind umweltfreundliche Technologien und alles, was damit zu tun hat, die spannendsten Themen, mit denen man sich beschäftigen kann.

lebens.lust: Wo findet man Herrn Obrist, wenn er nicht gerade arbeitet oder entwickelt?
Frank Obrist: Ab und an geht‘s zum Sporteln, vor allem am und auf dem Bodensee und im Winter auf den Pisten in Damüls. Aber am wichtigsten für mich ist die Familie.

lebens.lust: Vielen Dank für das Gespräch!

Obrist

Obrist_Engineering_16@MarcelHagen_Studio22

Gegründet: 1996
MitabeiterInnen: 40
Bereiche: Automotive Powertrain Systeme, Wärmerückgewinnungs- und Wärmemanagementsysteme
www.obrist.at

Frank Obrist
CEO Obrist Engineering GmbH, OET GmbH, Obrist Powertrain GmbH, Obrist Technologies GmbHAusbildung: HTL Bregenz, Innovations- und technisches Management an der Technischen Universität Graz, Managementschool St. Gallen Laufbahn: Institut Felix Wankel (Erfinder des gleichnamigen Motors, Lindau), Obrist Engineering Obrist